Don Bosco Volunteers: „Ängste und Belastungen haben zugenommen“

Ulla Fricke

Bonn/Benediktbeuern – Während der Corona Pandemie konnten junge Menschen kein Freiwilligenjahr im Ausland machen. 2022 war es dann wieder möglich – doch Corona hat Spuren hinterlassen. Die Bewerberzahlen sind gesunken. Hinzu kommen die geplanten Kürzungen für Freiwilligendienste im Bundeshaushalt 2024. Ulla Fricke von Don Bosco Volunteers erzählt von den Herausforderungen, einen Freiwilligendienst im Ausland auch in Zukunft gut aufzustellen.

Was hat sich durch die Pandemie beim Thema Freiwilligendienste verändert?

Wir erleben bei den Freiwilligen mehr Ängste und Belastungen. Viele sagen erstmal, nein, das traue ich mir nicht zu. Sie konnten sich weniger erproben und ihre Freiheiten und Grenzen austesten als junge Menschen vor ihnen. Auch das Thema „Mentale Gesundheit“ nimmt einen größeren Raum ein. Deutlich mehr Jugendliche haben eine Therapie gemacht, leiden unter Depressionen oder psychischen Belastungen.

Zudem ist es schwerer geworden, verbindliche Zusagen von Freiwilligen zu bekommen. Bei vielen Jugendlichen hat sich der Gedanke festgesetzt, durch Corona viel verpasst zu haben. Deshalb halten sie das Jahr im Ausland für eine erneute Verzögerung ihrer Karriere- und Lebensplanung. Das ist sehr schade, weil sie damit die Lern- und Wachstumserfahrung eines Freiwilligendienstes verpassen. Bei fast allen Trägern sind die Bewerber:innenzahlen für Auslandsdienste in den letzten Jahren zurückgegangen. Wo und wie erreicht man die jungen Leute heute? Das ist eine Frage, die alle umtreibt.  

Was bedeuten die Kürzungen im Bundeshaushalt?

Mit Besorgnis schauen wir auf die geplanten Kürzungen der Bundeszuschüsse. Fast 75 Millionen Euro weniger sollen in den nächsten beiden Haushaltsjahren zur Finanzierung von inländischen Freiwilligendiensten fließen. Das bedeutet jeder dritte Freiwillige wird nicht mehr finanziert. Das ist ein ganz falsches Signal an junge Menschen! Es suggeriert, dass ihr Engagement für die Gesellschaft nicht länger gefragt ist.

Für uns als Träger ist das - besonders in Kombination mit den generell gestiegenen Preisen – sehr problematisch. So haben wir etwa höhere Betriebsausgaben und auch die Kosten für unsere Vor- und Nachbereitungsseminare sind gestiegen. Im weltwärts-Programm für den Auslandsdienst sind zwar noch keine konkreten Kürzungen benannt, aber das BMZ wird sicher mit sehr viel weniger Budget haushalten müssen. Deshalb befürchten wir hier ebenfalls finanzielle Einbußen.

Freuen tut uns hingegen, dass knapp 100.000 Menschen sich in den letzten Wochen in einer Petition #freiwillig stark für eine Stärkung der Freiwilligendienste und eine Verbesserung der Rahmenbedingungen ausgesprochen haben. Wir brauchen mehr Ehrenamt und Freiwilligendienst in unserer Gesellschaft - nicht weniger! 

Wie ist denn die Situation im Ausland bei ihren Partnereinrichtungen?

Ebenfalls herausfordernd. Es fehlt bis heute fast überall an Personal und es gibt große finanzielle Schwierigkeiten. Die Corona Pandemie hat viele Menschen noch ärmer gemacht, soziale Probleme haben zugenommen. Unsere Straßenkinderzentren und Schulen waren lange geschlossen und müssen viele Beziehungen und Netzwerke neu aufbauen, der Bedarf an psychosozialer Unterstützung für Kinder und Jugendliche ist auch hier gestiegen.

Wir sehen aber auch, dass viele junge Menschen gerne nach Deutschland kommen wollen um hier einen Freiwilligendienst zu machen. Aufwendige Visaprozesse und sprachliche Herausforderungen kosten jedoch viel Zeit. Deswegen wollen wir hier einen sogenannten Reversedienst aufbauen und investieren- eine spannende neue Aufgabe!

Warum sollten sich junge Leute bewerben?

Weil ein Jahr als Don Bosco Volunteer eine unvergleichliche Erfahrung ist. Der Blick über den eigenen kulturellen Tellerrand ist unglaublich bereichernd und prägt das ganze Leben. Das melden uns unsere Freiwilligen immer wieder zurück – teils noch Jahre nach ihrer Zeit im Ausland, aber auch in unserem inländischen Dienst. Und die Arbeit mit Kindern macht unglaublich Spaß- auch wenn es manchmal sehr anstrengend sein kann. Wir möchten daher junge Menschen zwischen 18 und 27 Jahren bestärken: Bewerbt euch! Bei uns startet ab jetzt die Bewerbungsphase für einen Auslandsdienst ab Sommer 2024…

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